Gastvortrag von Dr. Isabella Marcinski-Michel zum Thema Verlust und Diskontinuität in der reproduktionsmedizinischen Behandlung
Der UFSP Human Reproduction Reloaded freut sich, den Gastvortrag von Dr. Isabella Marcinski-Michel, Universitätsmedizin Göttingen (ab August 2025 Charité – Universitätsmedizin Berlin), bekannt zu geben. Der Vortrag findet am 06. November 2025 (Uhrzeit folgt) online via Zoom (Anmeldung erforderlich) statt.
Formen des Verlustes und Diskontinuitäten in der reproduktionsmedizinischen Behandlung – Überlegungen aus der Narrativen Bioethik
Die reproduktionsmedizinische Behandlung kann mit Disruptionen und Erfahrungen des Verlustes einhergehen, die in der ethischen Auseinandersetzung bisher noch nicht genügend in den Blick genommen werden. So sind beispielsweise Schwangerschaftsverluste ein bisher nur marginal beachteter Teil der Behandlung. Selbst von den 30 Prozent aller künstlichen Befruchtungsversuche, die zu einer hormonell nachweisbaren Schwangerschaft führen, enden nur 70 Prozent mit der Geburt eines Kindes. Die frühzeitige Kenntnis über die eingetretene Schwangerschaft sowie die permanente technologische Kontrolle lassen ein zukünftiges Kind bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt „real“ erscheinen. Es ist bisher unklar, welche Auswirkungen dies auf mögliche Verlusterfahrungen in der reproduktionsmedizinischen Behandlung hat. Der Vortrag wird aufzeigen, inwiefern das Forschungsfeld der Narrativen Bioethik wichtige Anregungen bieten kann, um diese Diskontinuitäten und Formen des Verlustes in der reproduktionsmedizinischen Behandlung in den Blick zu bekommen.
Narrative Ansätze in der Bioethik eignen sich mit ihrem Fokus auf Erzählungen hervorragend, um vielfältigen subjektiven Perspektiven mehr Raum in der ethischen Auseinandersetzung zu geben. Sie sind zudem sensibel für zeitliche Verlaufsmodelle und vermögen so, der Kontingenz und den nicht planmäßigen Verläufen Ausdruck zu verleihen. Bisher fehlt eine gezielte Aufarbeitung der Bedeutung von Narrationen für bioethische Debatten zur Reproduktionsmedizin. Der Vortrag wird hier eine erste Rekonstruktion unternehmen und sich dabei vor allem auf Disruptionen in der reproduktionsmedizinischen Behandlung konzentrieren.